“Es gibt für Deutschland bisher keine verlässlichen Zahlen zur Häufigkeit von lebensbedrohlichen bzw. lebensverkürzenden Erkrankungen für die Altersgruppe der 0- bis 19-Jährigen. Für die o. g. Erkrankungen ist – mit Ausnahme der Krebserkrankungen (allerdings auch nur bis zum 15. Lebensjahr) – keine systematische und regelmäßige Erhebung sowie Dokumentation in einem zentralen Register vorhanden. Aus diesem Grunde wird die Fraser-Studie aus Großbritannien herangezogen, um statistische Aussagen zur Häufigkeit der hier relevanten Erkrankungen treffen zu können, da die beiden Länder in sozio-ökonomischer Hinsicht und bezüglich der Standards medizinisch-pflegerischer Versorgung vergleichbar sind. […] Diese Zahlen beziehen sich lediglich auf das Alter 0–19 Jahre und berücksichtigt noch nicht die jungen Erwachsenen, für die ebenfalls Angebote der Kinder- und Jugendhospizarbeit gelten." (Globisch 2022: 81).
Aktuell sind Expert*innen dabei, die neueste Fraser-Studie aus England aus dem Jahr 2020 auf Deutschland zu übertragen. Dieser Prozess hält noch an, deutet jedoch auf einen weiteren Anstieg der Zahlen auf 100.000 Kinder und Jugendliche an.
Gleichzeitig bleibt festzuhalten, dass weder die zurzeit konsentierten Zahlen (ca. 100.000) noch darüber hinausgehende neue Angaben zur Anzahl von jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung unmittelbar gleichzusetzen sind mit einem Bedarf an Angeboten der Kinder- und Jugendhospizarbeit oder pädiatrischer Palliativversorgung für alle dieser Gruppe zugeschriebenen jungen Menschen [...]" (Globisch 2022: 82).
Quellen:
Fraser et al. (2020): Estimating the current and future prevalence of life-limiting conditions in children in England https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33323043/
(Zugriff: 11.12.2024).
Globisch, M. (2022): Exkurs: Häufigkeit von lebensverkürzenden bzw. lebensbedrohlichen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. In: Globisch, M.; Hillmann, T. (2022): Handbuch der Kinder- und Jugendhospizarbeit. Esslingen: der hospiz verlag, S. 81ff.
weiterführende Information:
Fraser et al. (2012): Rising national prevalence of life-limiting conditions in children in England https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22412035/
(Zugriff: 02.04.2024)
In Deutschland gibt es 170 ambulante Kinder- und Jugendhospizdienste (AKHD), 21 stationäre Kinder- und Jugendhospize sowie 4 Palliativstationen für Kinder und Jugendliche. Es sind 181 Kinderkrankenpflegedienste bekannt sowie 36 SAPV Teams für Kinder und Jugendliche. 8 Kinderhospizakademien offerieren Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensverkürzender Erkrankung, ihre Eltern und Geschwister.
(Stand 12/2024, Quelle Suchportal DKHV e. V.)
Der jeweils aktuelle Stand dieser Daten kann auf dem Suchportal des DKHV e.V. abgerufen werden:
Im Jahr 1990 wurde der Deutsche Kinderhospizverein e.V. (DKHV e.V.) von sechs betroffenen Eltern, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt waren, gegründet. Seitdem hat sich das Aufgabenspektrum des Vereins in vielfältiger Weise weiterentwickelt.
Er hat ca. 4.300 Mitglieder; hierunter sind neben den Familien, die begleitet werden oder dem Verein anderweitig verbunden sind, ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, Spender*innen, Unterstützer*innen und Netzwerkpartner wie Organisationen aus der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendhospizarbeit.
Mit ca. 1.400 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und 175 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in Teil- und Vollzeit, werden mehr als 900 Familien im gesamten Bundesgebiet begleitet und sind über den DKHV e.V. vernetzt. Er unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Erkrankung, ihre Eltern, An- und Zugehörige und Geschwister ab der Diagnose, im Leben, im Sterben und über den Tod der Kinder hinaus.
Der Vorstand des Deutschen Kinderhospizverein (DKHV e.V.) wird für fünf Jahre durch die Mitgliederversammlung gewählt und ist mit zwei Personen (inhaltlich und kaufmännisch) hauptamtlich besetzt. Gemeinsam bilden sie die Basis für eine nachhaltige und strategische Vereinsführung, die neben der inhaltlichen Arbeit auch die finanzielle Planungssicherheit umfasst.
Das DKHV e.V.-Kuratorium berät und kontrolliert stellvertretend für die Mitgliederversammlung, ähnlich einem Aufsichtsrat, die Arbeit des Vorstands des Deutschen Kinderhospizverein e.V. und ist darüber hinaus beratendes Gremium der Mitgliederversammlung. Es besteht aus mindestens sieben und höchstens 11 Personen, die Mitglied des Deutschen Kinderhospizverein e.V. sein müssen. Sie üben diese Tätigkeit ehrenamtlich und für die Dauer von fünf Jahren aus.
Der DKHV e.V. bietet als bundesweite Fachorganisation u. a. auch ein Forum, das betroffenen Familien in ähnlicher Lebenslage Austausch und Vernetzung ermöglicht. Über die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden ist er an der Seite der Familien und stärkt die Selbsthilfe. Die Partizipation der Familien ist ein zentrales Prinzip des Vereins; es spiegelt sich in der Mitbestimmung durch die Mitgliederversammlung, die Beteiligung an Projekten und die Arbeit in diversen Gremien des DKHV e.V. wider. Als bundesweite Fachorganisation vertritt der DKHV e.V. die Interessen von 2/3 der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendhospizangebote in Deutschland.
Durch seine regionale und bundesweite Öffentlichkeitsarbeit regt er zu einem offenen und informierten Umgang mit dem Thema "Sterben und Tod von Kindern" an und vertritt die Interessen der betroffenen Familien in Gesellschaft und Politik. Als Fachorganisation entwickelt er Standards für die Kinder- und Jugendhospizarbeit in Deutschland und setzt sich für deren Einhaltung ein. Dabei agiert er in einem großen Netzwerk und hat zum Ziel, die Kinder- und Jugendhospizarbeit bundesweit in ihren Strukturen zu stärken; hierzu führt er u. a. Befragungen bei Familien durch, unterstützt und initiiert wissenschaftliche Forschungsprojekte.
Weiterführende Informationen und Daten sind hier zu finden:
Der Tag der Kinderhospizarbeit wurde am 10. Februar 2006 vom Deutschen Kinderhospizverein e.V. ins Leben gerufen. Seitdem findet er jährlich an diesem Tag statt.
Er hat das Ziel, die Inhalte der Kinder- und Jugendhospizarbeit und ihre Angebote stärker in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu verankern, Menschen von der Sinnhaftigkeit ehrenamtlichen Engagements zu überzeugen, finanzielle Unterstützer*innen zu gewinnen, das Thema "Tod und Sterben von jungen Menschen" zu enttabuisieren sowie insbesondere am Tag der Kinderhospizarbeit solidarisch an der Seite betroffener Familien zu sein.